(Stand:
7.7.2000)
Der Humor aus Zeitschriften des
vorvorigen (!) und des frühen vorigen Jahrhunderts ist auch
heute noch lustig. Teils, weil er auch heute noch humorvoll ist
und teils, weil die damalige Lebens- und Denkweise uns doch
manchmal sehr fremd vorkommt und deshalb zum Lachen reizt.
Man fragt sich auch, wie die Leute damals ohne Elektrizität
leben konnten. Die Antwort ist einfach: sie konnten nicht, sie
sind ja schließlich alle tot!
Anmerkung: für mich
interessant ist, dass offensichtlich der Antisemitismus auch schon mindestens ab ca. 1854 mehr oder weniger deutlich vorhanden oder spürbar war. Es störte niemand, wenn Juden sehr stereotyp mit entsprechenden Nasen und/oder mit geldgierigem oder schlitzohrigem Benehmen dargestellt wurden. Nebenstehender Mensch (?) stellt übrigens keinen Juden dar sondern den Bedienten des seligen Oberforstmeisters von Fuchseisen, der immer dann, wenn er Wein aus dem Keller holen mußte, einen tüchtigen Schluck als selbst bewilligten Botenlohn zu sich nahm. Ähnlichkeiten mit heute lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt! |
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Ich habe einige der (für mich) schönsten Beispiele ausgewählt und dabei die originale Schreibweise (Rechtschreibung und Satzzeichen) absichtlich beibehalten (auf die Art kann man mir übrigens auch keine Tippfehler nachweisen, es sei denn jemand hätte die gleichen Zeitschriften, fat chance). Manchmal wurde die Pointe gesperrt gedruckt oder anderweitig betont, damit man sie auch ja nicht verpaßt!
Seit am 18.3.1848 die Zensur aufgehoben wurde, gab es sehr viele Versuche (erfolgreiche und andere), eine satirische Zeitschrift auf den Markt zu bringen. Manche dieser Zeitschriften "lebten" wenige Monate, andere fast ein Jahrhundert. Manche gaben die Satire komplett auf, um weiterexistieren zu können, manche aber auch nur teilweise oder versteckten sie etwas.
Die bekanntesten humoristischen/satirischen Zeitschriften waren:
Sie lebten viel von eingesandten (evtl.
zusätzlich illustrierten) Leserzuschriften und
existierten vom 7.11.1844 (also bereits vor Aufhebung der
Zensur!) bis ca. 1940 (den immer "brauner"
werdenden Humor fanden dann zuwenig zahlende Leser lustig),
wurden bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts in
Holzschnitt-Technik verarbeitet und wurden einmal sogar (als
sie aus politischen Gründen in Deutschland verboten
waren) in der Türkei gedruckt und dann "importiert".
Diese Exemplare hatten dann im Logo einen kleinen Türken
mit Turban! Eine Literaturquelle behauptet, dass dieser
Exodus nur angedroht und nie vollzogen worden sei.
Für die Fliegenden Blätter arbeiteten sehr bekannte Künstler
wie Moritz von Schwind, Carl Spitzweg und Wilhelm Busch.
Die Auflage schwankte natürlicherweise sehr stark. In
1844 wurden 4.600 Exemplare verkauft und z. B. in 1903 91.500,
wovon originellerweise rund 10.000 Exemplare an Leser in
den USA geschickt wurden.
1854 / 1856 / 1914
"Simplicissimus"
Hätte fast 100 Jahre (1848 - 1944) existiert, wenn nicht
... (siehe Fliegende Blätter)
Zumindest in den Jahrgängen (1914-1918), die ich besitze,
wurde weniger Humor als Karikatur abgedruckt. Die
Kriegsgegner wurden kräftig (und einseitig) durch den
Kakao gezogen. Es gab auch weniger kleine als überwiegend
ganzseitige Zeichnungen, manche sogar in Farbe.
Zum Betrachten und Genießen sind minimale
Geschichtskenntnisse sehr hilfreich. Man sollte "Bismarck"
nicht unbedingt nur mit Heringen assoziieren!
1915