1. Was ist Showview™?
Showview™ (in
Deutschland und in manchen anderen Europäischen Staaten so
genannt, heißt in USA Vcrplus™
oder VCR+™ und in
Großbritannien/UK Videoplus™) ist ein
spezielles (hersteller- und geräteunabhängiges)
Eingabeverfahren von Informationen zur Programmierung von
Videorekordern.
(VCRPlus informations in English)
Genaugenommen ist Showview™ eine Kombination aus Hardware (im Videorekorder eingebaut, spezielle Showview™-Fernbedienungen für Nicht-Showview™-fähige Videorekorder sind erhältlich) und einem Algorithmus (einer Rechenvorschrift), der Sender, Uhrzeit und Dauer verschlüsselt. Bei Interesse an solchen speziellen Fernbedienungen bitte bei mir melden!
(Als Mathematiker kann ich hier nur sagen: "Mein Rhythmus ist der Algo-rithmus"!)
In vielen (mittlerweile allen?) Fernsehzeitschriften und manchmal auch im Videotext mancher Fernsehsender (zur Zeit nur SAT.1?) wird die 1 - 9 stellige Showview™-Leitzahl angegeben (Tabelle Leitzahlen Deutschland).
Soviel mir bekannt ist, ist zumindest in Deutschland (evtl. auch weltweit) ein Algorithmus nicht schützenswert nach dem Patentrecht. Wäre der Algorithmus Gegenstand des Patentes, so müßte er in der Patentschrift genau beschrieben sein. Dies haben die Erfinder/Entwickler aber nicht getan. Der g-code (wie er da noch heißt) wird nur andeutungsweise skizziert.
Bisher können nur Codes de-/kodiert werden, die 1 - 6 Stellen
haben (ohne die Zahl 0!) oder 9 Stellen, wobei die 2. und 3.
Stelle Nullen sein müssen.
Aber an den 7- und 8- stelligen Zahlen wird gearbeitet. Einige Ideen hierzu
findet man hier.
Hier erfährt man unter anderem auch, dass bei Showview das Jahr 12 Monate hat
<g>!
Jemand, der die Stellen 7+8 für die USA geknackt hat, hat ein C-Programm dafür unter www.cryptome.org anonym zur Verfügung gestellt, evtl. aus Angst vor Verfolgung durch Gemstar, die Lizenzinhaber. Diese Website ist nicht mehr erreichbar. Der Autor hat das Programm erneut im April 2007 unter http://www.cs.cmu.edu/~dst/VCRPlus+ zur Verfügung gestellt. Ich werde irgendwann demnächst wieder daran gehen, dieses höchstwahrscheinlich funktionierende Programm auf Showview abzuändern. Dies ist u. a. wegen der höchst unterschiedlichen Zeitentabellen ein größerer Aufwand.
Im Internet findet man die verschiedensten (meist rudimentäre) Programme, meist sogar mit Sourcen (Java, C++, Basic) . Eins davon (UK Videoplus™) wird sogar als Shareware angeboten.
Ich habe mir mal die Showview™-Zahlen in einer (einzigen) französischen
Programmzeitschrift angesehen. Selbst am 1.6.00 gab es nur 5
vierstellige Zahlen, nur wenig mehr fünfstellige und keine
kleineren! In TF1, France 2 und 3 usw. (alle mit kleinen
Leitzahlen) fast nur 7- und 8-stellige Zahlen. Irgendwie scheint
es da nicht so gelungen zu sein, die Codes so kurz wie möglich
zu halten. Leider habe ich keine Kanaltabelle gefunden, aber da
die Codes sehr ähnlich zu denen in Deutschland zu sein scheinen,
könnte TF1 die 1 haben, France 2 die 2, France 3 die 3 und 5e
die 8.
Die Tabelle der Zeiten scheint sehr ähnlich zur Deutschen
Tabelle zu sein. Wenn die Zeiten unterschiedlich sind (30 Minuten
bei Zeiten, die auf :00 oder :30 enden oder 5 bis 10 Minuten bei
den anderen), ist die Dauer identisch. So weit meine Stichproben.
2. Wie de-/kodiert man Showview™-Codes?
Mit viel Mühe! Wer's genauer wissen will, bitte zuerst nachfolgende Hinweise lesen.
Falls Sie diese Seiten
weiterverfolgen, werden Sie öfters mal auf die (scheinbar
vertrauten) Begriffe "Addition", "Subtraktion"
und "Multiplikation" mit dem Zusatz "modulo 10"
stoßen. Diese Begriffe bedeuten mit diesem Zusatz aber etwas
anderes als man in der Schule so lernt und im Alltag benutzt.
Addition, "Subtraktion" und Multiplikation werden dann
jeweils modulo 10 benutzt, d. h., dass immer nur die Einerstelle
benutzt wird, der Rest verschwindet im Bit-Keller.
Die Division modulo 10 bleibt uns zum Glück erspart!
Addition: 3 + 7 =
0, 9 + 8 = 7, 1 + 1 = (immer noch) 2.
Subtraktion: 3 - 0 = 3 (Überraschung!), 4 - 5 = 9, 3 - 6 = 7.
Multiplikation: 9 * 9 = 1, 1 * 1 = 1, 3 * 7 = 1, 5 * 4 = 0, 6 * 9
= 4.
Zur besseren Lesbarkeit werden Leerstellen durch einen Unterstrich "_ " ersetzt. Stellen, die nicht interessieren, werden durch ein "x" ersetzt.
Weiter zur Dekodierung oder zur Kodierung (Informationen aus Dekodierung werden benötigt!).
Wer ein weiteres Beispiel zur Kodierung oder Dekodierung möchte
kann sich meine VCRPlus-Seite ansehen (allerdings auf Englisch!)
3. Warum will man überhaupt Showview™-Codes de-/kodieren?
Weil man keine oder die falsche Fernsehzeitschrift hat.
Weil es auch mal Druckfehler gibt.
Weil man keinen Videotext hat.
Weil man einfach neugierig ist (ich zum Beispiel untersuche Showview™ so, wie andere
Kreuzworträtsel machen).
Oder weil man seinen Fernsehkonsum und die Videorekorderbestückung
über ein kleines Clipper-Programm ("FSPLAN") pflegt
und möchte, dass dieses Programm auch die Codes ausrechnet und
ausdruckt. Dieses Programm ist evtl. demnächst
als Freeware auf dieser Website erhältlich!
4. Wer hat die De-/Kodierung geknackt?
Zuallererst einmal (1991/92) die Amerikaner Ken Shirriff und Curt Welch für
VCRplus™.
Es gibt im Internet u. a. auch ein Papier über 1-stellige
Codes und eine Postscript-Darstellung
des Algorithmus..
Steve Hosgood und
Douggie McClaggan (ca. 1995) für VideoPlus™,
hier findet man ein Papier
über VideoPlus
Dann Herbert
Fichtner für Showview™.
Seine Beschreibung der Dekodierung gibt's (zur Zeit?) nicht mehr im Internet.
Und zu allerletzt habe ich den Algorithmus vereinfacht und die
Beispiele beigesteuert.
5. Wo liegen die Unterschiede zwischen Showview™, Vcrplus™ und Videoplus™?
Zuerst gab es wohl das Amerikanische System Vcrplus™, das versuchte, den meistgesehenen Sendern und den Sendungen der Hauptsendezeit (prime time) in den ersten Tagen eines Monats die kürzesten Codezahlen zuzuordnen, damit der Benutzer nicht so lange Zahlen eingeben muß. Zumindest in Deutschland war das wohl wegen der unterschiedlichen Sehgewohnheiten nicht ganz so möglich. In USA beginnen sehr viele Sendungen (ca. 99 %) an einer vollen 30-Minuten-Grenze oder sogar zu einer vollen Stunde. Außerdem dauern viele Sendungen (durch Werbung aufgefüllt) Vielfache von 30 Minuten, also 30, 60 oder 90 und selten auch mal 120 Minuten. Ein Versuch, die abendlichen Hauptsendungen um 20.00 Uhr und dann immer zu vollen Stunden beginnen zu lassen, scheiterte vor wenigen Jahren kläglich (wohl wegen der jahrzehntelangen Gewohnheit der Deutschen, dass Filme etc. nach der Tagesschau um 20.15 Uhr anfingen/anzufangen hätten).
Die
amerikanische Zeitentabelle ist deshalb relativ systematisch.
Höchstwahrscheinlich sind nur die ersten 192 Zeit- und Dauerwerte fest als
Tabelle hinterlegt. Der Beginn als 0 - 47 für die halben Stunden ab
Mitternacht. Die Dauer ebenfalls in halben Stunden als Werte 0 - 3 für 30 bis
120 Minuten. Alle anderen Informationen ergeben sich entweder aus diesen
Grundwerten durch Addition von 5, 10, 15, 20 oder 25 Minuten zu Start bzw. Dauer
oder beidem. Oder als ebensolche Variationen auf die Zeiten von 23:30 Uhr
rückwärts bis 0:00 Uhr mit einer Dauer von 150 bis 480 Minuten beides in
30-Minuten-Intervallen.
Leider ist unsere Zeitentabelle bei weitem nicht so systematisch und liegt mir
zur Zeit auch noch nicht vollständig vor.
In Großbritannien (UK) gab es zur Entwicklungszeit von Videoplus™ hauptsächlich nur 4 Kanäle, weshalb man für die Kodierung der Kanäle 1 Bit weniger als bei den anderen Systemen benutzt hat.
Wie man dem De-/Kodierungs-Teil entnehmen kann, besteht der Algorithmus grob aus den Teilen Umrechnung, binäre Aufspaltung und Nachsehen in Tabellen für Anfangszeiten und Dauer.
Dies ist generell überall gültig. Unterschiedlich ist die Art und Weise der binären Aufspaltung (Reihenfolge der Sender- und Zeit-Bits) und die Tabellen, die für USA 16384 Elemente beinhaltet (s. o.), für Großbritannien ca. 2000 und für Deutschland wahrscheinlich irgendwo zwischen 1024 und 8192 Elementen.
Selbstverständlich sind auch die Kanäle/Sender landes- oder (in USA) sogar ortsabhängig. Jedoch sind in den bisher untersuchten Ländern mit Showview™ die Zeit- und Dauertabellen identisch (Information von Dominique Pacco).